Innerhalb der letzten ein bis zwei Jahre dürften die meisten Menschen das Wort NFT gehört haben. Meistens weiß man, dass es etwas mit digitaler Kunst zu tun hat und irgendwie mit Blockchain und Kryptowährung. Besonders zu letzterem Begriff existieren polemische Meinungsverhältnisse, doch auch wenn es um NFTs geht, stehen passionierte Stimmen, die darin die Zukunft für den Verkauf (digitaler) Kunst sehen, skeptischen Positionen, die deren baldigen endgültigen Crash vorhersagen gegenüber.
Als ich begann mich mit dem Thema NFTs auseinanderzusetzen, fielen mir zunächst zwei Begriffe auf: sammelbar und Festlegung der Urheberschaft.
NFTs machen es zum einen möglich Dinge zu besitzen, die vorher nicht besitzbar schienen und somit sie zu sammeln und zu monetarisieren.
Zum anderen ordnen sie ein Werk (ein NFT kann eigentlich mit allem verbunden sein, aber an dieser Stelle geht es vor allem um digitale Kunstwerke) absolut eindeutig einer*m Urheber*in zu und ermöglichen darüber hinaus, dass diese*r umwegslos am Verkauf und Weiterverkauf des NFTs verdient.
Das weckte mein Interesse und - im Schauspiel- und Tanzbereich arbeitend - begann ich mich zu fragen, was die Technologie hinter NFTs für Tanz bedeuten könnte. Denn so unterschiedlich Tanz und digitale Kunstformate auch scheinen mögen, ähneln sich beide Genres darin, wiederholbar bis (im Fall von Choreographien) kopierbar zu sein und sich nicht in einem materiellen und physisch besitzbaren Produkt zu manifestieren.
Kann man durch digitale Wert- und Besitzzuschreibung Tanz als Produkt verkaufbar, sammelbar und archivierbar machen?
Könnten NFTs ein weiteres Tool zur Beantwortung der komplexen Frage nach der Archivierbarkeit von Tanz sein und würde darüber hinaus Tanzliebhaber*innen ermöglichen Tänzer*innen und Choreograph*innen gezielt finanziell zu unterstützen?
Könnte außerdem Urheberschaft, vor allem bei digital verbreitetem Tanz durch NFTs festgelegt und gesichert werden?
Mein Ziel der Recherche war es auf Basis dieser Fragestellungen die Chancen und das Potential von NFTs für Tanz in zwei verschiedene Richtungen gehend zu untersuchen. Zum einen plante ich mich mit NFTs und Tanz, der bereits digital stattfindet, zu beschäftigen und damit einhergehend auch mit der Plattform TikTok. Zum anderen wollte ich herausfinden, welche Möglichkeiten NFTs für klassische und zeitgenössische Choreograph*innen und Tänzer*innen und die Monetarisierung sowie die Archivierung ihrer Arbeit bedeuten kann.
Diese Seite ist nicht die abschließende Beantwortung dieser Fragen, sondern vielmehr ein Teilen meiner Recherche, der verschiedenen Erklärungen, Informationen und Stimmen, die ich innerhalb zusammen tragen konnte und die vor allem Tanz- und Theaterschaffende dazu einlädt, sich selbst ein Bild zu machen, weiterzuforschen und ins Gespräch zu kommen.
Auf dieser Seite findet sich daher unter den Punkten "Was sind NFTs", "Tanz und NFTs", "Tanz und TikTok" erste Erklärungen sowie entsprechende Links, die in das Thema einführen. Unter "Interviews" teile ich eine kurze Umfrage, in der ich Tänzer*innen aus Deutschland, Dänemark, Ungarn und England nach ihrem Umgang mit digitalen Tools und einem kurzen Meinungsbild zum Thema NFTs frage. Im letzten Reiter "Subversives Potential von NFTs" habe ich mir abschließend die Frage gestellt, was die Recherche über das kapitalistische Potential von NFTs hinaus durch die technischen Möglichkeiten der Blockchain Technologie für Ideen und Perspektiven hervor gebracht hat und wo sich ein weiterer Ansatz lohnen würde.
Nicht allzu selten schmücken sich Tanz- und Theaterschaffende mit einer offensiv nach außen getragenen, ablehnenden Haltung gegenüber digitalen Medien und technologischem Fortschritt.
Doch ich glaube, dass sich die Mühe lohnt, sich mit diesen Entwicklungen auseinanderzusetzen, selbst wenn man sie dann für unbrauchbar und der Kunstform gegenüber kontraproduktiv hält. Darstellende Kunst konstituiert sich durch den Live-Moment und wird immer live stattfinden. Dennoch leben wir in einer sich permanent digitalisierenden Welt und müssen uns mit ihr beschäftigen, nicht zuletzt auch im Verhältnis zu der Kunst, die wir produzieren.
Zum Glück haben sich in den letzten Jahren seit der NFT Hype von sich reden macht, sehr viele Menschen damit beschäftigt die Technologie dahinter zu verstehen und einfach (!) zu erklären. Dementsprechend finden sich unter den einzelnen Unterpunkten Texte von mir, die vor allem Links zu verschiedenen Quellen, die ich für interessant und relevant halte, versammeln und diskutieren.
Die Recherche findet von April bis Juni 2022 statt und wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, Hilfsprogramm DIS-TANZEN des Dachverband Tanz Deutschland.